Gemeinsam in den basisdemokratischen Arbeitskampf – Jetzt!

Gemeinsam in den basisdemokratischen Arbeitskampf – Jetzt!

Redebeitrag von Aisha für unter_bau auf der Vollversammlung für Studentische Beschäftigte am 20.06.23 im Casino an der Goethe-Uni, Campus Westend. Ziel der Vollversammlung war die Abstimmung gemeinsamer Forderungen für einen Tarifvertrag für Studentische Hilfskräfte und Tutor*innen (TVStud).

Liebe Kolleg*innen, liebe Kommiliton*innen, liebe Mitstreiter*innen,

Ich spreche heute zu euch als studentische Hilfskraft und als Kampagnenkoordinatorin von „Goethe braucht Tarif“ in der lokalen Hochschulgewerkschaft unter_bau!

Ich freue mich sehr, euch zur Vollversammlung begrüßen zu dürfen, denn unser heutiges Zusammenkommen ist ein zentraler Meilenstein in der Demokratisierung unserer Arbeitsverhältnisse.

Wir als studentische Beschäftigte, das sind Tutor*innen und Institutsangestellte, die die Qualität der Hochschullehre sichern. Wir sind in Bibliotheken, der Verwaltung und im EDV und stellen damit grundlegende Infrastrukturen bereit. Wir korrigieren Veröffentlichungen unserer Professor*innen, unterstützen sie bei Forschungsprojekten. Wir stehen im Labor und sind auf Exkursionen, wir erstellen OLAT-Kurse und Websites, wir organisieren Konferenzen und Tagungen. Damit möchte ich ganz klar sagen:

Ohne uns läuft hier gar nichts!

Und trotz dieser Tatsache, dass unsere Arbeit nicht nur wertvoll, sondern absolut notwendig für den universitären Betrieb ist, haben wir immer noch einen mickrigen Stundenlohn von 12,29€ bzw. 13,29€ für Masterstudierende und sind damit erschreckend häufig armutsgefährdet – das ist ein Schlag ins Gesicht!

Damit ist leider nur ein Problem von vielen angesprochen: Fehlende Personalvertretung, unsichere Verträge, diskriminierende Stellenvergabe – und die Liste könnte noch ewig weitergehen. All das gehört zu der Realität unserer katastrophalen Arbeitsbedingungen.

Und wir dürfen uns hier echt nichts vormachen: Von sich aus werden weder unser Uni-Präsident Enrico Schleiff noch Gesetzgeber*innen unsere Arbeitsbedingungen verbessern, denn es ist völlig im Interesse der neoliberalen Goethe-Uni, uns schlecht zu bezahlen, gegeneinander auszuspielen und zu individualisieren.

Schluss damit! Wir lassen das nicht mehr mit uns machen!

Dass wir uns heute hier versammeln, sehe ich auch als wichtiges Zeichen gegenseitiger Solidarität. Ich weiß, nicht alle von euch sind total unzufrieden mit ihren eigenen Arbeitsbedingungen, sind nicht angewiesen auf ein höheres Gehalt oder längere Mindestvertragslaufzeiten. Aber der springende Punkt ist, dass es unglaublich viele Kolleg*innen gibt, die diese Prekarität kleiner Gehälter und kurzer Verträge nicht durch sonstige Sicherheiten abfedern können.

Ich denke auch an künftige Kolleg*innen, Studierende, die momentan noch von einer Tätigkeit an der Uni und somit auch dieser Chance auf eine wissenschaftliche Karriere ausgeschlossen werden. Es muss Schluss damit sein, dass finanzielle Vorbedingungen von Studierenden darüber entscheiden, wer eine Stelle an der Uni besetzen kann – und es muss auch Schluss damit sein, dass Professor*innen unsere Stellen unter der Hand vergeben. Deshalb liebe Kolleg*innen, brauchen wir dringend einen Tarifvertrag!

Nur ein Tarifvertrag ermöglicht uns konsequente und dauerhafte Verbesserungen unserer Arbeitsbedingungen – und nur ein Tarifvertrag gibt uns die Möglichkeit, einen eigenen studentischen Personalrat zu wählen, welcher sich aktiv gegen Diskriminierungen im Einstellungsverfahren einsetzt und die Professor*innen hierbei kontrolliert.

Damit wir uns langfristig als Beschäftigtengruppe organisieren können, brauchen wir die Gewerkschaften – sie stärken uns Beschäftigten den Rücken und wir stärken die Verhandlungsposition der Gewerkschaften, wenn wir alle Mitglied werden!

Ich möchte an dieser Stelle aber noch besonders hervorheben, dass wir mit der Gewerkschaft – und ich kann jetzt vor allem für den unter_bau sprechen – eine demokratische, selbstorganisierte Institution an der Goethe-Uni etablieren, die den autoritären Tendenzen der Uni-Leitung entgegenwirken kann. Und gesamtgesellschaftlich können wir festhalten, dass die Gewerkschaften, historisch wie gegenwärtig, ein Ankerpunkt für Demokratisierung und den Widerstand gegen Rechtsextremismus sind. In Zeiten maximaler Entgrenzung der Arbeit und daraus folgenden Schwierigkeiten für politischen Aktivismus, sind Gewerkschaften heute vielleicht wichtiger denn je.

Liebe Kolleg*innen, wir nehmen die prekären Arbeitsbedingungen und die Individualisierung an der neoliberalen Hochschule nicht mehr hin – mit einer gemeinsamen Stimme als studentische Beschäftigte nehmen wir das Ruder in die Hand! Lasst uns heute damit beginnen, diese gemeinsame Stimme zu entwickeln und mit demokratisch abgestimmten Forderungen in den Arbeitskampf zu treten!