Lebendiger Campus: Den Unialltag aufwühlen

Ein neues Semester hat begonnen – doch alles bleibt beim Alten:
Die Seminare sind überfüllt, in den spannenden Veranstaltungen ist kein Platz mehr und in den langweiligsten Vorlesungen droht die Rute der Anwesenheitsliste. Semesterplanung und Studiumsgestaltung werden durch das elektronische Anmeldeverfahren zum Glücksspiel. In der „Science City“ am Riedberg ist außer für den Konsum von Lehrinhalten und Mittagessen kein Platz für studentisches Leben vorgesehen. Am Ende des Studiums erwartet Mediziner_innen anstelle eines angemessenen Berufseinstiegs ein praktisches Jahr (PJ), in dem sie für 300€ im Monat in Vollzeit ärztliche Tätigkeiten übernehmen müssen. Hilfskräfte dürfen mal wieder Überstunden schieben und – im Rahmen der eigenen Weiterbildung – auch die Aufgaben der Vorgesetzten bewältigen. Ohne Tarifvertrag und mit kurzen Vertragslaufzeiten droht jedoch permanent der Jobverlust, weshalb sie sich kaum wehren können. Der Mittelbau springt weiterhin zur Aufrechterhaltung der Daueraufgaben in Forschung und Lehre ein. Der Arbeitsvertrag läuft jedoch nur noch drei Monate und eine Verlängerung ist nicht in Sicht. Für die Dissertation ist keine Zeit, da diese für Drittmittelanträge zum Erhalt der eigenen Stelle draufgeht. Ebenso leiden die technisch-administrativen Angestellten im Prüfungsamt und den Sekretariaten unter scheinbar endlosen Bergen unerledigter Aufgaben bei endenden Verträgen. Die gepredigte Vereinbarkeit von Studium und Kind bzw. Wissenschaft und Familie scheitert auch dieses Semester an fehlenden Betreuungsangeboten, prekärer Beschäftigung und mangelnder
Planungssicherheit.
Zeit, die Forderung nach einem lebendigen Campus ernst zu nehmen, sich als unter_bau zu versammeln und unsere Stimmen zu erheben. Wir setzen diesem alltäglichen Betrieb deswegen am 18. Mai einen Aktionstag entgegen und stellen in den Vordergrund, was vielen Universitätsangehörigen unter den Nägeln brennt:
- Anmeldeverfahren entbürokratisieren: flexiblere Studiumsgestaltung ermöglichen
- Existenzminimum für Mediziner_innen: Bezahlung des PJ auf BAföG Höchstsatzniveau
- Studentisches Leben auf dem Riedberg ermöglichen: eigenständig verwalteter Raum für Studierende
- Der Nachfrage gerecht werden: Kritische Theorie stärken
- Arbeitsverhältnisse humanisieren: Tarifvertrag für Hilfskräfte
- Perspektiven schaffen: Angemessenes Betreuungsverhältnis mit Dauerstellen garantieren
- Universitäres Rückgrat erhalten: Planungssicherheit für ATMs
Der Aktionstag findet in Zusammenarbeit mit der Fachschaft Medizin (GLM), der Initiative Niederrad-Jetzt, der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (BVMD) und dem AStA der Goethe-Universität statt.
Redebeiträge gibt es außerdem vom Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ), der Wirtschaftsinitiative „Kritische Ökonomik“ und dem Forum Kritische Wissenschaft.
Hier gibt’s die Flugblätter zum Download: Flyer des unter_bau | Flyer der Mediziner_innen.