Klassenkampf an der Uni? Über (Lohn-)Arbeit und Entfremdung im Hochschulkontext

Klassenkampf an der Uni? Über (Lohn-)Arbeit und Entfremdung im Hochschulkontext

Zum vierten Teil der unter_bau-Veranstaltungsreihe „Hochschule – Lohnarbeit – Organisierung“ hatten wir am 7. Juni Dr. Ingo Elbe zu Gast. Er ist Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg sowie Autor des Buches Marx im Westen: Die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik. Sein Vortrag entstand im Kontext der Roten Ruhr-Uni, einer Initiative an der Universität Bochum, deren Ziel es ist, die Kritik der politischen Ökonomie und die Kritische Theorie auf dem Campus präsent zu halten. Mit Elbe diskutierten wir nicht nur die Frage nach den hochschulspezifischen Arbeitsbedingungen, sondern auch nach der Funktion der Hochschule zur Legitimation neoliberaler Verhältnisse. Ein Bericht von Robert Skolud.

Der Referent: Dr. Info Elbe
Der Referent: Dr. Info Elbe

Ingo Elbe gehörte 1995 zu den Gründern der Roten Ruhr-Uni. Weil ihm in seinem 20-semestrigen Studium der Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften in Bochum kein Seminar zu kritischer Theorie unterkam, rief er mit weiteren Studierenden eine Lesegruppe ins Leben. Diese entwickelte sich mit Unterstützung des AStA zu einer seit 1996 regelmäßig stattfindenden Vorlesungsreihe. Das zunächst sehr ambitionierte – laut Elbe „prätentiöse“ – Konzept einer “Gegenuniversität” konnte von der kleinen Gruppe nicht bewältigt werden, weshalb man sich bald auf Abendveranstaltungen beschränkte. Institutionelle Veränderungen seien der Initiative so nicht gelungen, bloß hätten einige Beteiligte prekäre Jobs an der Uni ergattert.

Was ist Lohnarbeit?

Bevor es in der Diskussion konkreter um diese Prekarität akademischer Arbeit und die Möglichkeiten institutioneller Veränderungen ging, nahm Elbe in seinem Vortrag eine Klärung Marxscher Grundbegriffe vor: Was genau ist eigentlich Lohnarbeit und warum gehört sie notwendig zum Kapitalismus? Statt eine Einführung in Das Kapital zu geben,[1] soll im folgenden Bericht konkreter von der Frage ausgegangen werden, was uns die Marxsche Theorie über Lohnarbeit und gewerkschaftliche Organisation im Allgemeinen und über die Aufgaben einer Hochschulgewerkschaft im Besonderen sagen kann. Kann im universitären Kontext überhaupt von Ausbeutung, Entfremdung und Klassenkampf die Rede sein?

Wissenschaftliche Arbeit und Kreativberufe werden oft dadurch charakterisiert, dass die sie ausführenden Individuen – häufig als Unternehmer_innen der eigenen Arbeitskraft verstanden –unter besonders prekären Bedingungen litten. Von Marx lernen wir, dass dies nichts wirklich Neues, sondern konstitutive Bedingung von kapitalistischer Lohnarbeit überhaupt ist. Der Kapitalismus basiert darauf, dass die Mehrzahl der Menschen ihre Arbeitskraft verkaufen müsste. Seiner Entstehung im England des 17. Jahrhunderts ging die Trennung der Produzenten von ihren Produktionsmitteln durch gewaltsame Enteignungen und Vertreibung der Bauern von ihrem Land voraus. Die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel konzentrierte sich in den Händen Weniger. Weil somit keine Subsistenzwirtschaft mehr möglich war, mussten nun alle Lebensmittel als Waren gekauft werden. Und das einzige, was die von den Produktionsmitteln getrennten Menschen dafür verkaufen konnten, war ihre Arbeitskraft, die somit selbst zur Ware wurde. Schon hier zeigt sich, dass die liberale Erzählung von der Eigentumsschaffung durch Arbeit ein Märchen ist.

Marx spricht von „doppelt freien Lohnarbeitern“: Im Gegensatz zum Feudalismus sind die Arbeiter_innen frei von der persönlichen Abhängigkeit vom Grundherren. Sie können also frei über ihren Körper verfügen, sich frei bewegen und frei wählen, wem sie ihre Arbeitskraft verkaufen – solange Nachfrage danach besteht. Noch zynischer als diese, ist die Freiheit im zweiten Sinn: Die Lohnarbeiter_innen sind „frei“ von der Verfügung über Produktionsmittel.[2]

Der ganz normale Klassenkampf

Während der Arbeitszwang unter den unmittelbaren Gewaltverhältnissen des Feudalismus offensichtlich war, ist er unter kapitalistischen Bedingungen strukturell verschleiert: Man geht nicht unter Androhung von Gewalt zur Arbeit, sondern „freiwillig“, aber unter dem strukturellen, vom Staat – durch dessen scheinbar neutrale Garantie des Eigentums und der Vertragsfreiheit – abgesicherten Zwang, seine Arbeitskraft verkaufen zu müssen. Dass der Staat also ein Klassenstaat ist, hat nichts mit Lobbyismus zu tun, sondern mit dem viel grundsätzlicheren Umstand, dass das Privateigentum an Produktionsmitteln sich nicht auf den Ausschluss anderer vom Gebrauch einer Sache beschränkt (so wie ich andere davon ausschließe, meine Zahnbürste zu benutzen), sondern ein einschließender Ausschluss ist. Es verbindet die Arbeiter_innen temporär mit den Produktionsmitteln, ohne sie zu deren Eigentümer_innen zu machen. Das Privateigentum an Produktionsmitteln konstituiert schon deshalb ein Klassenverhältnis, weil es die Mehrheit von der Möglichkeit der Subsistenzproduktion sowie der Produktion von Waren, die als Aneignungsmittel von anderen Waren dienen können, ausschließt. Das kapitalistische Privateigentum ist ein Erpressungsmittel, um an das Eigentum der Anderen, primär die Arbeitskraft der Arbeiter_innen, zu gelangen. Weil dies für die Zahnbürste (von den Zahnbürstenproduzent_innen einmal abgesehen) nicht gilt, ist es irreführend, sich die Verfügung über Produktionsmittel so vorzustellen wie die Verfügung über die eigene Zahnbürste.

Weil das Klassenverhältnis in der Institution des Privateigentums begründet liegt, ist auch der Klassenkampf nichts, wozu man erst aufrufen müsste, und nichts, was an sich revolutionär wäre, sondern schlicht ein im Prinzip der Lohnarbeit angelegter Interessengegensatz: Die Kapitalist_innen wollen ihr temporäres Eigentum (die Arbeitskraft) so profitbringend wie möglich anwenden, die Arbeiter_innen müssen aber auch in drei Wochen noch ihre Arbeitskraft verkaufen können. Dass sich diese Interessen objektiv widersprechen, zeigt sich zu allen Zeiten und an allen Orten, wo der Vernutzung der Arbeitskraft durch das Kapital keine Grenzen gesetzt werden, was durch politische Regelungen, letztlich aber nur durch die Organisation der Lohnabhängigen selbst erreicht werden kann. Die Ware Arbeitskraft muss sich kollektiv organisieren, um Erpressungsmacht gegenüber derjenigen des Kapitals zu gewinnen. Darin liegt gar nichts revolutionäres, sondern das Ziel ist zunächst nur, individuell wieder als Arbeitskraft auf den Markt treten zu können. Der ökonomische Klassenkampf ist also völlig systemimmanent. Er zielt ganz simpel darauf, die eigene Arbeitskraft weiterhin verkaufen zu können. Letztlich braucht es also erfolgreichen Klassenkampf, damit der kapitalistische Betrieb überhaupt weitergehen kann.

So wenig das Proletariat von Geburt an revolutionär ist, so wenig ist dies eine Gewerkschaft an der Universität. Vielleicht kann sie das auch gar nicht sein, weil ein Streik von Uni-Angestellten den kapitalistischen Betrieb niemals so zentral treffen könnte wie einer in der Stahlindustrie. Es mag zunächst auch völlig ausreichen, den systemimmanenten Klassenkampf zu organisieren, also dafür zu sorgen, dass der Unibetrieb auf Dauer weitergehen kann. Das objektive Interesse der Universitätsleitung daran, dass die Lehre wenig bis gar nicht entlohnt wird, ist destruktiv für die Universität selbst. Wie in allen Branchen gilt zudem auch hier, dass eine gewerkschaftlich erkämpfte Existenzsicherung den Lohnabhängigen mehr Zeit und Muße verschaffen kann, um sich theoretisch und praktisch mit den Verhältnissen auseinanderzusetzen, unter denen sie leben und arbeiten. Der explizit systemerhaltende Klassenkampf kann so durchaus Bedingungen für politische Veränderungsprozesse schaffen, aber diese Verbindung ist, anders als der traditionelle Marxismus meinte, keine notwendige.

Blick übers Publikum
Blick übers Publikum

Entfremdung an der Uni?

Dass es auch an der Hochschule Klassenkampf gibt – und noch mehr geben sollte –, lässt sich mit Marx ebenso verstehen wie dass es sich hier sehr wohl um entfremdete Arbeit handelt. Marx analysiert die kapitalistische Produktionsweise als eine Verselbständigung von strukturellen Zwängen: Niemand kontrolliert die Marktverhältnisse, sondern Kapitalist_in wie Arbeiter_in sind vom permanenten Kreislauf der Selbstverwertung des Kapitals getrieben. Was nicht heißt, dass es den Leuten auf beiden Seiten gleich gut oder schlecht geht. Auf der individuellen Ebene äußert sich die Entfremdung darin, dass unsere Lebenszeit, unsere Fähigkeiten und Bedürfnisse kein Zweck an sich, sondern nur relevant sind, insofern sie als Mittel dazu dienen, Mehrprodukt für Andere zu erarbeiten.

Obwohl das auch für die Arbeit an der Uni gilt, sind wissenschaftliche wie kreative Berufe natürlich gegenüber der Arbeit an der Supermarktkasse oder am Fließband weniger entfremdet. Unter den bestehenden Verhältnissen ist es leider ein Privileg, etwas tun zu können, das man tatsächlich tun will. Dass dies aber nicht in jeder Hinsicht ein Vorteil ist, lässt sich wiederum mit Marx’ Analyse von Lohnarbeit und Klassenverhältnis verstehen: Die „arbeitgebende“ (tatsächlich: arbeitskraftnehmende) Seite kann die weniger entfremdete Arbeitsweise nutzen, um prekäre Arbeitsbedingungen zu legitimieren. Weil schon ein Anflug von Erfüllung und Selbstbestimmung den Verdacht nährt, dass es sich dabei nicht um richtige Arbeit handeln könne, kann die relative Absenz von Entfremdung gerade zum Mittel der Entfremdung werden. Die utopische Idee, die Trennung von Arbeit und Freizeit aufzuheben, wird zur Verwandlung der Freizeit in Arbeitszeit pervertiert.

Gerade zwischen denjenigen, die sich an der Uni mit kritischer Gesellschaftstheorie beschäftigen möchten, herrscht extreme Konkurrenz. Zwar lässt die Uni gewisse Freiräume zum kritischen Denken, sie hat jedoch auch die gesellschaftliche Funktion, das Wirtschaftssystem und die juristische Ordnung, in der Privateigentum und Marktfreiheit festgeschrieben sind, durch ihr Wissen zu stützen. Deshalb hat Roswitha Scholz in einem früheren Vortrag dafür plädiert, wissenschaftlicher Arbeit lieber neben der Lohnarbeit nachzugehen und dafür keine inhaltlichen Kompromisse eingehen zu müssen. Nach Elbes Einschätzung hieße das aber, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Säuberung der Uni von kritischen Geistern noch selbst zu unterstützen und Gesellschaftskritik auf ein subkulturelles Hobby zu reduzieren, sei keine Lösung. Anders als in linken, oftmals sektenhaften Kreisen biete die Uni einen breiteren Rahmen, um kollektive Bildungsprozesse anzustoßen und mit Menschen über Gesellschaftskritik ins Gespräch zu kommen, die man andernfalls nicht erreichen würde.

Ausbeutung an der Uni?

Marx untersucht nicht nur die ökonomische Funktionsweise des Kapitalismus, sondern ebenso die falschen Vorstellungen über diese Funktionsweise, die von ihr selbst produziert werden. Dass Lohnarbeit im Allgemeinen und die Arbeit an der Universität im Besonderen nichts mit Ausbeutung zu tun habe, ist eine solche falsche Vorstellung, die nicht aus Dummheit resultiert, sondern aus den falschen Evidenzen, die der kapitalistische Betrieb alltäglich produziert. Im Feudalismus war die Ausbeutung noch offensichtlich: Arbeits-, Produkten- und Geldrente waren empirisch als Abgabe ohne Äquivalent erkennbar. Ein Teil der Woche wurde auf dem Feld des Herren gearbeitet oder diesem ein bestimmter Teil des eigenen Produkts abgegeben. Die persönliche Unfreiheit lag in den Legitimationserzählungen offen zutage und war sogar rechtlich kodifiziert. Im Kapitalismus hingegen kommt es zur „Verkleidung der Herrschaft in Produktion“.[3] Die Ausbeutung findet nicht trotz, sondern wegen des gleichen Tausches zwischen Arbeitskraft und Kapital statt. Sie besteht darin, dass nur ein Teil der angewandten Arbeitskraft entgolten und die über das Maß der Reproduktion hinausgehende Mehrarbeit unentgeltlich angeeignet wird.

Der Referent mit der Moderation (Janina Hirth & Marcus Jurk)
Der Referent mit der Moderation (Janina Hirth & Marcus Jurk)

Die Lohnmystifikation, dass die Arbeit entlohnt und nicht die Arbeitskraft für eine bestimmte Zeit zum Preis ihrer Reproduktionskosten verkauft werde,[4] basiert also darauf, dass die Ausbeutung in der Form der Lohnarbeit nicht mehr empirisch offensichtlich ist. Die Zwänge sind strukturell und hinter der Freiwilligkeit des Vertrags und der darin festgehaltenen Vergütung, die scheinbar für die ganze Arbeitszeit gilt, verborgen; die Ausbeutung ist nicht mehr direktes Thema der Legitimationsideologien oder gar des staatlichen Rechts, da darin nicht die Ausbeutung, sondern die formale Rechtsgleichheit kodifiziert ist. Der Arbeitstag zerfällt nicht mehr in den zur Subsistenz notwendigen und den Mehrarbeitstag. Dass ich länger arbeite als zur Erhaltung meiner Arbeitskraft nötig, dass Wert aus mir herausgesaugt wird, kann ich nicht direkt erfahren. Erfahrbar ist dagegen die „Despotie des Fabriksystems“, in dem die Arbeiter_innen der Taktung der Maschinen unterworfen sind. Dass es diese an der Universität nicht gibt, macht die Lohnmystifikation hier noch hartnäckiger.

Akademischer Feudalismus und die Aufgaben einer Hochschulgewerkschaft

In anderer Hinsicht ist die Herrschaft an der Uni aber alles andere als unsichtbar und keineswegs in Strukturen verkleidet. An viele Stellen gelangt man etwa nur, indem man sich in Patronageverhältnisse begibt und sich der Willkür der Profs ausliefert. Dabei geht es oftmals nicht um Kompetenz, sondern um politische und persönliche Verbindungen und Abhängigkeit; es gibt keine strukturelle Sicherheit, keine nachvollziehbaren oder gar anfechtbaren Verfahren. Ein falsches Wort und der Prof lässt dich fallen: „ein falscher Satz über Nietzsche kann die akademische Karriere beenden“, bringt es Elbe auf den Punkt. Angesichts solcher Zustände sei die Bürokratie an der Uni ausdrücklich zu verteidigen, weil sie gegenüber dem „Das können wir doch beim Kaffee besprechen“ immerhin ein Mindestmaß an Rechtssicherheit und öffentlicher Nachvollziehbarkeit bewahrt. Dagegen finde unter dem Mantel der Entbürokratisierung eine Re-Feudalisierung statt. Sich dieser zu widersetzen, gehört zu den zentralen Aufgaben einer Hochschulgewerkschaft, ist aber wiederum eher ein Kampf gegen Rückschritte als für eine grundsätzliche Verbesserung. Wie die Demokratisierung von Betrieben, kann auch diejenige der Hochschule ein System nicht überwinden, das auf dem strukturellen Zwang anonymer Märkte basiert.

Dennoch muss es zu den Zielen einer Hochschulgewerkschaft gehören, die neofeudalen Verhältnisse an der Uni, die der unter_bau bereits in seinem Strategiepapier als Ständesystem analysiert hat, mitsamt Präsidialdiktatur und Professor_innenmehrheit zu brechen. Warum sollten Institute etwa nicht von Nicht-Professor_innen geleitet werden, wenn diese sich besser auskennen als die Profs, die sich häufig mit der Verwaltung gar nicht abgeben wollen? Die Gremien zu stärken, die Uni zu demokratisieren und überhaupt erst auf einen der bürgerlichen Gesellschaft angemessenen Stand zu bringen, wurde, wie Elbe abschließend zu bedenken gab, schon in der Vergangenheit immer wieder versucht. Mit Marx können wir die Frage zumindest richtig stellen: Wie kann sich die Ware Arbeitskraft kollektiv organisieren und Erpressungsmacht aufbauen angesichts der spezifischen Hindernisse, die dem an der Uni im Wege stehen – und wie kann aus dem ökonomischen Kampf ein politischer werden? Der unter_bau denkt dies in seinem Konzept mit und möchte den systemimmanenten Klassenkämpfen eine organisierte Form geben, die dazu taugt, einen politischen Transformationsprozess einzuleiten.

Robert Skolud (unter_bau)

Anmerkungen

[1] Für eine theoretische Einführung in Das Kapital empfiehlt Elbe aus der Reihe theorie.org Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung (Stuttgart: Schmetterling 2007).
[2] Zu den historischen Bedingungen der Entstehung des Kapitalismus, zu denen indirekt die genozidale Ausplünderung Lateinamerikas gehörte, empfiehlt der Referent Ellen Meiksins Wood: Der Ursprung des Kapitalismus. Eine Spurensuche (Hamburg: Laika 2015).
[3] Theodor W. Adorno & Max Horkheimer: „Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente“, in: Max Horkheimer: Gesammelte Schriften, Bd. 5, hgg. v. Gunzelin Schmid Noerr (Frankfurt am Main: Fischer 1987), S. 202.
[4] Nach Marx beruhen auf dieser „Verwandlung von Wert und Preis der Arbeitskraft in die Form des Arbeitslohns oder in Wert und Preis der Arbeit selbst […] alle Rechtsvorstellungen des Arbeiters wie des Kapitalisten, alle Mystifikationen der kapitalistischen Produktionsweise, alle ihre Freiheitsillusionen, alle apologetischen Flausen der Vulgärökonomie“ (MEW 23, 562). Die Vorstellung, dass die Arbeit bezahlt werde, macht die Ausbeutung unsichtbar und der Profit wird dann aus dem Kapital erklärt: aus der Leistung des Kapitalist_innen, der Maschinen usw. Noch heute wird diese Produktionsfaktorentheorie in jeder VWL-Einführung gelehrt.

Weitere Literaturempfehlungen des Referenten

• Gruppen gegen Kapital und Nation: Die Misere hat System: Kapitalismus. Online hier.
• Matthias Bohlender: Metamorphosen des liberalen Regierungsdenkens. Politische Ökonomie, Polizei und Pauperismus (Weilerswist : Velbrück Wiss. 2007).